Ministerin Leonore Gewessler (li) mit Verena Judmayer und Anelia Dermendzhieva (re) von Circularful GmbH. Copyright by Pepo Schuster, austrofocus.at
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MATR: Matratzen aus dem Bett zurück in den Kreislauf

Das Wiener Start-Up MATR bietet eine digitale und umweltfreundliche Matratzen-Management-Lösung für Hotels. Das mehrfach ausgezeichnete Unternehmen ist dabei nach Prinzipien der Kreislaufwirtschaft konzipiert und steht für ein nachhaltiges Schlaferlebnis.

Als Start-Ups noch Jungunternehmen genannt wurden, erfolgte in der April-Ausgabe 1990 des GEWINN-Wirtschaftsmagazins der allererste Aufruf, sich zu bewerben. Seit geraumer Zeit lobt das „Klimaschutzministerium“ im Rahmen dieses Jungunternehmer:innen-Wettbewerbs die Sonderkategorie „Energie & Umwelt“ aus. Diesjährige Gewinner:in ist die Circularful GmbH mit ihrer kreislauffähigen Matratze.

Von der Idee zum Start-Up

Die Circularful GmbH wurde 2022 von Verena Judmayer und Michaela Stephen gegründet, zwei wirkungsorientierte Unternehmerinnen, die sich für die Vermeidung von Abfällen in der Matratzenindustrie einsetzen. Alles begann, als sie auf die erschreckende Statistik stießen, dass in Europa jedes Jahr 30 Millionen Matratzen im Abfall landen. In Österreich sind es immerhin noch zwischen 1,2 und 1,4 Millionen. Mit Ihrer Marke „MATR“ haben Verena Judmayer und Michaela Stephen die weltweit erste kreislaufwirtschaftliche Matratze entwickelt. Das Material, das die Kreislauffähigkeit der MATR-Matratzen ermöglicht, ist ausgerechnet Polyester. Im Unterschied zu Schaumstoff ist Polyester tatsächlich komplett recycelbar. Auch Naturmaterialien wie Latex, Rosshaar oder Stroh sind aktuell keine Alternativen. Das war für die beiden Damen ein großer Aha-Moment. Aber de facto gibt es auch für Naturmaterialien keinen funktionierenden Prozess, dass diese recycelt oder kompostiert werden könnten.

Im Vergleich zu herkömmlichen Schaumstoffmatratzen, die 70 Prozent aller Matratzen ausmachen, verursacht eine MATR-Matratze um 50 Prozent weniger CO2-Emissionen, wie sich die Circularful GmbH von einer Universität in den Niederlanden mittels einer Lebenszyklusanalyse bestätigen ließ.

Mitentscheidend für die Kreislauffähigkeit eines Produkts ist aber auch das Design. Je weniger Materialien und je leichter diese trennbar sind, umso besser. Daher wird nur mit zwei Materialien gearbeitet – Stahlfederkernen, die eingeschmolzen werden können und Polyester in unterschiedlichen Ausformungen. Aus den Materialien sollten neue Matratzen entstehen. Produziert und recycelt werden die Matratzen in den Niederlanden. Es wird angestrebt den Recyclingprozess zukünftig mit lokalen Partnern umzusetzen. Doch auch durch Wartung und Austausch verschiedener Komponenten sollte die Lebensdauer der Matratzen verlängert werden. Ein digitaler Produktpass gibt Auskunft über die Bestandteile der Matratze. Durch die digitale Lösung, Matratzen zu leasen, sollte auch die Lieferung, Aufstellung und Abholung koordiniert werden.

Matress-as-a-Service

Das Team vermietet recycelbare Matratzen, die gegen eine monatliche Gebühr von Hotels ‚geleast‘ werden können. Da die MATR-Matratze aufgrund der hochwertigeren Materialien länger hält und auch unter dem Jahr nicht gewendet werden muss, hat die Circularful GmbH zudem errechnet, dass sich ein Hotel über die gesamte Nutzungsdauer im Schnitt 18 Arbeitstage und 350 Euro spart. Dabei wurde miteingerechnet, dass sich die Circularful GmbH um das Recycling der Matratze kümmert. Pionierkunde war das „Umweltzeichen“-Hotel Altstadt in Wien, auf der Referenzliste finden sich zudem das Topazz Lamee in Wien oder die Sportlers Lodge in Sölden. Bis Jahresende wird das Team auf fünf Personen wachsen und die erst seit heuer am Markt präsente Matratzenlösung sechsstellige Umsätze erwirtschaften. Und wer weiß, vielleicht gibt es die mehrfach ausgezeichneten MATR-Matratzen ja irgendwann auch für Private. Judmayer: „Noch haben wir keine sinnvolle Lösung, wie wir den End of Cycle im Privatbereich abdecken können, aber das wäre natürlich ein spannender Markt. Über 80 Prozent der Betten sind nämlich im Privatbereich zu finden.“