Die Traisnerhütte: gemütliches Flair und grandioser Ausblick
Nicht nur Ski-Nostalgiker finden in Lilienfeld gesellige Gastlichkeit und ökologisches Bewusstsein am Berg
Die Traisnerhütte auf dem Muckenkogel bei Lilienfeld, auf 1313 Metern Seehöhe gelegen, hat einen Panoramaweitblick zu bieten, der in dieser Gegend wohl einzigartig ist. Bei gutem Wetter sieht man bis zum Schneeberg, Hochschwab, Gesäuse, Ötscher, Toten Gebirge, bis hin zum Traunstein sowie an manchen Tagen sogar bis Wien - weit über die niederösterreichischen Grenzen hinaus also.
Zu erreichen ist die Hütte von verschiedensten Ausgangspunkten. Der kräfteschonendste ist jedoch über den Sessellift von Lilienfeld auf die Bergstation des Muckenkogels. Zur Niederalm, auf der die Hütte steht, geht man in ca. einer halben Stunde entlang des bewaldeten Bergrückens oder über den Mathias-Zdarsky-Panoramaweg. Der Namensgeber hielt hier bereits 1905 den ersten Torlauf der Schiweltgeschichte ab. Ihm zu Ehren wird jährlich ein Nostalgie-Schirennen auf der Almwiese vor der Traisnerhütte ausgetragen. Die SchiläuferInnen bewältigen den Torlauf mit historischer Ausrüstung - Holzschi ohne Stahlkanten, Stahlsohlenbindung und mit einem Einstock.
Im Winter sind es vor allem SchitourengeherInnen, die sich auf der Hütte stärken. Dank der vielen Sonnenstunden am Gipfel werden die Mühen des Aufstiegs oft mit einem Ausblick über die Nebeldecke in die Ferne belohnt. Jetzt im Herbst bietet das Blattwerk der umgebenden Wälder ein buntes Farbenspiel, das hier von der Terrasse der Hütte aus betrachtet, wie ein Gemälde wirkt.
Die Traisnerhütte hat eine lange Geschichte. Bereits 1927 eröffnet, wurde sie bis heute mehrmals umgebaut und renoviert, erzählt Eduard Fürst, der langjährige Hüttenwart, Vorsitzender der Naturfreunde Traisen und Hüttenreferent. Er selbst hat an der Geschichte der Hütte mitgewirkt, Veränderungen initiiert und mitgestaltet: von der kompletten Sanierung im Jahr 1985, als die Hütte an die Stromversorgung angeschlossen und an eine Forststraße angebunden wurde, bis hin zur Ausstattung mit modernster ressourcenschonender Technik, um den Bedürfnissen der Zeit gerecht zu werden.
Ein Teil des benötigten Stroms kommt von der Photovoltaik-Anlage. Geheizt wird mit einer Solaranlage, die mit einer Hackschnitzelheizung gekoppelt ist. Das Abwasser wird in einer vollbiologischen Kläranlage aufbereitet und das gereinigte Wasser zusammen mit dem gesammelten Regenwasser für die Toilettenspülung verwendet.
Wasser ist das rarste Gut auf der Hütte, denn sie ist nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. Das Wasser muss extra angeliefert und in einer Zisterne gelagert werden. Daher wird es fast ausschließlich in der Küche verwendet und nicht als Trinkwasser an die Gäste ausgeschenkt.
Trotz der vielen Umbauten in den letzten Jahrzehnten hat die Hütte ihren ursprünglichen Charme beibehalten. Im gemütlichen Gastraum erinnern alte Fotografien an die Vergangenheit und bereitstehende Musikinstrumente lassen erahnen, dass es hier Abends sehr unterhaltsam sein kann. Das Obergeschoß bietet Nächtigungsmöglichkeiten für 36 Personen aufgeteilt in ein Bettenlager und fünf Zimmer mit Doppelbetten.
Die Küche, in der täglich frisch gekocht wird, bietet bodenständige Kost. Die Lebensmittel dafür stammen aus der Region. Einer der vielen Vorteile der lokalen Versorgung: Der Fleischer des Vertrauens hilft auch sonntags aus, falls die Würste einmal ausgehen sollten.
Bewirtschaftet wir die Hütte von Gerald Zöchinger, der seit 2011 stolzer Pächter ist. Am Wochenende packt seine Ehefrau mit an und an turbulenten Tagen helfen auch Aushilfskräfte mit. Die beschauliche Ruhe an einem sonnigen Wochentag kann täuschen, freie Minuten für den Wirt gibt es selten. Neben Kochen, Ausschenken, Kassieren und Bettenmachen ist er ebenso für die Instandhaltung des Gebäudes verantwortlich und erledigt auch Reparaturen soweit wie möglich selbst.
Eine der wichtigsten Aufgaben, die der Wirt selbst nennt und auch mit Leib und Seele ausfüllt, ist, seine Gäste zu unterhalten. Das war auch der Grund, warum er sich für die Pacht der Hütte entschied: Er mag die Leut´ und unterhält sie einfach gern. Unterstützt wird er dabei von zahlreichen Stammgästen, die auch schon mal zum Akkordeon greifen und ein paar Lieder auf der sonnigen Terrasse erklingen lassen. Das herrliche Panorama genießend, fällt es dem Gast schwer, sich dann wieder auf den Weg zu machen.