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Umweltauswirkungen der Textilindustrie: Herausforderungen und Lösungsansätze

Die Umweltauswirkungen der Textilindustrie sind enorm. Hoher Wasserverbrauch, umweltschädliche Chemikalien, lange Transportwege und schwer recycelbare Produkte sind nur einige der Herausforderungen. Jährlich benötigt die Textilindustrie 215 Trillionen Liter Wasser und ist für schätzungsweise zwei bis acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das Waschen synthetischer Stoffe wie Polyester trägt etwa ein Drittel zur Meeresverschmutzung durch Mikrofasern bei. Das sind schwer vorstellbare Zahlen.

Die Probleme bei der Herstellung

Bei der Produktion von Textilien werden Chemikalien hauptsächlich in zwei wesentlichen Produktionsschritten eingesetzt: Erstens bei der Herstellung von Fasern, Garnen und Flächengebilden, und zweitens bei der Veredelung der Textilien, wie beispielsweise beim Färben. Diese Chemikalien sind oft gefährlich für Mensch und Natur und gelangen aufgrund mangelnder Umweltschutzmaßnahmen leicht in die Umwelt.

Die Herstellung der Garne erfolgt durch das Verspinnen von Rohfasern. Diese können pflanzlichen Ursprungs sein, wie beispielsweise Baumwolle, tierischen Ursprungs, wie Schafwolle, oder chemischen Ursprungs, wie Polyester oder aus regenerierter Zellulose, wie beispielsweise Lyocell oder Viskose.

Beim Anbau von Baumwolle werden häufig große Mengen an Pestiziden und Düngemitteln eingesetzt. Etwa 14 Prozent des weltweiten Insektizidmarktes entfallen auf den Baumwollanbau. Der hohe Wasserverbrauch von 3.600 bis 26.900 m³ Wasser pro Tonne Baumwolle führt teilweise zur Austrocknung der Anbaugebiete. (www.umweltbundesamt.de)

Nicht nur die Umweltauswirkungen im Produktionsprozess stellen ein Problem dar. Auch die Arbeitsbedingungen während der Produktion sind oft katastrophal. Extrem niedrige Löhne, unmenschliche Arbeitszeiten, menschenunwürdige Behandlung und der direkte Kontakt mit gefährlichen Chemikalien sind leider allzu häufig anzutreffen.

Das Problem der Entsorgung

Durchschnittlich kauft jede Europäerin und jeder Europäer fast 26 kg Textilien im Jahr und wirft davon 11 kg weg. Eine große Herausforderung besteht darin, was nach der Benutzung der Textilien passiert. Weniger als die Hälfte der alten Kleidungsstücke wird zum Wiederverwenden oder Recyceln gesammelt. Nur ein Prozent wird zu neuer Kleidung recycelt. Der Großteil wird schlichtweg weggeworfen und letztendlich verbrannt oder landet auf Mülldeponien. Entscheidend für den Anstieg, der in den letzten Jahren stattgefunden hat, ist „Fast Fashion“. (www.europarl.europa.eu)

Ein fataler Trend – Fast Fashion

Der Begriff kommt aus dem Englischen und bedeutet direkt übersetzt „schnelle Mode“. Er beschreibt eine Design-, Herstellungs- und Marketingmethode, die sich auf die schnelle Entwicklung neuer Trends und Kollektionen konzentriert. Diese werden in kürzester Zeit und in sehr kurzen Intervallen entwickelt und in Massen auf den Markt gebracht. Hersteller nutzen Materialien minderer Qualität, um ihre Produkte zu sehr niedrigen Preisen anzubieten. Webshops wie Shein sind Paradebeispiele für die Verbreitung von Fast Fashion und stehen unter starker Kritik. Auch Einzelhändlern wie C&A, Zara und New Yorker wird der Vertrieb von Fast Fashion vorgeworfen.

Zukunftsfähige Entwicklungen

Maßnahmen des Gesetzgebers sind dringend notwendig. Das langfristige Ziel ist eine funktionierende Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie mit geringstmöglichen Umweltauswirkungen. Sowohl auf EU- als auch auf nationaler Ebene gibt es derzeit einige Entwicklungen, die in diese Richtung führen. Im Artikel „Umweltauswirkungen der Textilindustrie: Aktuelle und zukünftige Regulierungen“ erfahren Sie mehr über die aktuelle gesetzliche Lage sowie mögliche zukünftige Entwicklungen.

Eine gute Möglichkeit, um zu erkennen, welche Produkte nachhaltiger sind als andere, bieten Gütesiegel. Auf EU-Ebene gibt es beispielsweise das EU-Ecolabel. Es setzt auf eine nachhaltigere Faserproduktion, einen weniger umweltschädlichen Produktionsprozess, strengere Beschränkungen für die Verwendung gefährlicher Stoffe und ein langlebiges Endprodukt.

Auf nationaler Ebene gibt es das Österreichische Umweltzeichen für Textilien (UZ 69). Es wurde entwickelt, um Produkte auszuzeichnen, die hohe Umweltstandards in der Produktion erfüllen, auf gesundheitsgefährdende Chemikalien verzichten, nachgewiesene Gebrauchseigenschaften aufweisen und bei deren Herstellung auf die Einhaltung der Umweltqualität und der ILO-Kernarbeitsnormen geachtet wird.

Dieses Medienprojekt wurde von Einsatzstellen, Teilnehmenden des Freiwilligen Umweltjahrs FUJ und der Jugend-Umwelt-Plattform JUMP im Rahmen des FUJ-Lehrgangs gemeinsam umgesetzt (www.fuj.at).