Nachlese: Green Loans und die neuen Anforderungen in UZ49
Das Österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte gilt seit 2004 als Standard für nachhaltige Finanzprodukte in Österreich. Das Umweltzeichen bietet damit Orientierung für (nachhaltige) Investor:innen.
Mittlerweile sind bereits mehr als 360 Finanzprodukte mit dem Umweltzeichen zertifiziert. Turnusbedingt wurde die Richtlinie im Vorjahr unter Beteiligung zahlreicher Stakeholder überarbeitet. Beispielsweise wurden die Ausschlusskriterien des Umweltzeichens ausgeweitet bzw. nachgeschärft. Zudem wurde eine neue Produktgruppe in die Richtlinie aufgenommen: Seit 1. Jänner 2024 können auch Green Loans – Grüne Kredite mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet werden.
Grüne Kredite
Ein Grüner Kredit ist eine Finanzierungsform, die es Kreditnehmern ermöglicht, die Erlöse ausschließlich zur Finanzierung von „grünen“ Projekten zu verwenden. Grüne Kredite stellen somit ein wichtiges Finanzierungsinstrument dar, wenn es darum geht, ausreichend Kapital für nachhaltige Aktivitäten und Projekte mobilisieren zu können. In der Vergangenheit orientierten sich Green Loans oftmals an den sogenannten Green Loan Principles der International Capital Market Association (ICMA). Darin ist festgelegt, dass sämtliche Erlöse ausschließlich für grüne Aktivitäten verwendet werden sollten. Nun bietet auch die Umweltzeichenrichtlinie UZ49 Kriterien für die grüne Kreditfinanzierung – wie schon seit 2020 für grüne Anleihen und nachhaltige Giro- und Sparkonten.
Aus diesem Grund widmete sich das Webinar aus der Reihe „Grünes Geld für grüne Investitionen“ am 05. März 2024 einerseits grundsätzlich den neuen Anforderungen in der Umweltzeichen-Richtlinie und andererseits der neuen zertifizierbaren Produktgruppe, den Grünen Krediten.
Das Webinar am 05.03.2024
Im ersten Beitrag des Webinars umriss Katharina Muner-Sammer, Sustainable Finance Expertin in der ÖGUT, das Thema „Green Loans“ mit den wichtigsten Begrifflichkeiten und Definitionen. Sie stellte die Green Loans den Sustainability linked Loans gegenüber und berichtete von der Empfehlung der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) über die Einführung eines freiwilligen EU-Gütesiegels für grüne Kredite auf der Grundlage einer gemeinsamen EU-Definition. Im Anschluss widmete sich Raphael Fink, verantwortlich für die UZ 49 Richtlinie im VKI - Verein für Konsumenteninformation, der Frage „Was ist NEU beim Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte?“ Der Nachhaltigkeitsexperte erläuterte die wesentlichen Änderungen in der Richtlinie. Beispielsweise wurde bei den Ausschlusskriterien eine umfangreiche Ausweitung der Kriterien bei den fossilen Brennstoffen vorgenommen. Auch im Bereich der Staaten wurden neue Ausschlusskriterien zu Korruption und Finanzsanktionen definiert sowie eine Ausweitung bei Klima- und Artenschutz und Nuklearenergie vorgenommen, um ein paar Beispiele für die Änderungen zu nennen. Weiters stellte Raphael Fink die neuen Anforderungen für die Zertifizierung von Grünen Krediten vor. Die neue Richtlinie wird auf der Website des Umweltzeichens zum Download angeboten: https://www.umweltzeichen.at/nachhaltige-finanzprodukte.pdf
Um auch einen Einblick in die Praxis zu erhalten, widmeten sich Claudia Mikes und Maximilian Eliskases, Rating und ESG-Expert:innen in der Hypo Niederösterreich Landesbank der ESG-Strategie der Bank, bevor sie im Detail die Grünen Finanzierungen für Investitionsvorhaben in Unternehmen und für Private vorstellten. Ein weiteres Augenmerk wurde auf den konkreten Prozess der Kreditvergabe gelegt, bevor Herr Eliskases die einzelnen Überprüfungsschritte gemäß UZ 49 erläuterte, mit denen die Hypo Niederösterreich derzeit beschäftigt ist. Den zweiten Praxiseinblick zu Grünen Finanzierungen gewährte Michael Kammerer, Vorstandsmitglied im Umweltcenter der Raiffeisenbank Gunskirchen. Michael Kammerer stellte den „Geldkreislauf mit Umweltgarantie“ vor und erläuterte den Kriterienkatalog für die Finanzierungswürdigkeit von Projekten und Unternehmen in der Bank.
Nach den jeweiligen Präsentationen hatten die zahlreichen Webinarteilnehmer:innen die Gelegenheit Fragen zu stellen. Josef Behofsics, Klimaschutzministerium, bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei den Referent:innen für ihre spannenden Vorträge und bei allen Teilnehmer:innen für ihre Fragen und Beiträge sehr herzlich. Susanne Hasenhüttl, ÖGUT, die als Moderatorin durch das Webinar führte, beendete die Veranstaltung mit dem Hinweis, dass im Laufe der Woche die Präsentationen auf der ÖGUT-Website zur Verfügung gestellt werden.
Das Webinar wurde von der ÖGUT im Auftrag des Klimaschutzministeriums und in Kooperation mit dem VKI/Umweltzeichen durchgeführt. Die einzelnen Präsentationen stehen bereits auf der Website der ÖGUT zum Download zur Verfügung: https://www.oegut.at/webinarunterlagen.php
Autorin: Mag.a Susanne Hasenhüttl (ÖGUT)