Blumenstrauß in Vase, dahinter eine Küche.
© Susanne Stark

Bitte tief einatmen

Die Innenraumluft ist ein wichtiger Faktor für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit, da wir bis zu neunzig Prozent der Zeit innerhalb von Gebäuden verbringen.
Worauf ist für eine gesunde Luft im Innenraum zu achten?

Kurz gesagt: es ist wichtig, beim Bau, der Innenausstattung und den Haushaltschemikalien möglichst schadstoffarme Produkte zu verwenden – und nicht zu rauchen. Da aus Klimaschutzgründen die Außenhülle von Gebäuden immer stärker gedämmt und damit weniger luftdurchlässig wird, reichern sich Schadstoffe in der Luft stärker an. Die häufigsten Schadstoffe im Innenraum sind sogenannte VOCs, Weichmacher, Flammschutzmittel, Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln und Insektiziden, Konservierungsmittel, Duftstoffe, Formaldehyd und Schimmelsporen.

VOCs

Flüchtige organische Verbindungen, auch „VOCs“ für „volatile organic compounds", sind gas- und dampfförmige Chemikalien, die auf Kohlenstoff basieren. Beispiele sind Alkohole, Säuren wie Essigsäure oder Ammoniak und viele Lösungsmittel. Innenraumquellen für VOCs sind Produkte und Materialien beim Bau und für die Innenausstattung (zum Beispiel Fußboden-, Wand- und Deckenmaterialien, Farben, Lacke, Klebstoffe, Möbel und Dekormaterialien). Bedeutsam sind zudem Pflege- und Reinigungsprodukte und Produkte beim Basteln, wie Klebstoffe und Farben, Düfte wie Räucherstäbchen, auch Tabakrauchen, selbst das Kochen sowie der menschliche Stoffwechsel. Typische VOCs sind auch Terpene. Sie werden zum Beispiel von Holz an die Luft abgegeben und können in manchen Fällen zu Problemen führen, z.B. bei Allergiker:innen.

Geruchsbelästigungen und Reizungen der Haut, der Schleimhäute und der Lunge sowie andere Symptome, deren Ursachen unklar sind, können auf eine zu hohe VOC-Belastung hinweisen. Konzentrationen, die gesundheitliche Beeinträchtigungen bewirken, können unmittelbar nach Bau- und umfangreichen Renovierungsmaßnahmen auftreten, sowie bei unsachgemäßer Verarbeitung und massivem Einsatz wenig geeigneter Produkte.

Schadstoffe im Hausstaub

Auch über den Hausstaub können schädliche Chemikalien aufgenommen werden. Kinder sind hier stärker gefährdet, da sie oft auf dem Boden sitzend oder liegend spielen. Hausstaub ist eine Mischung unterschiedlichster Stoffe und besteht zum Großteil aus Ruß, Kunststoffteilchen, Abriebmaterial, Hautschuppen, Bakterien und Schimmelpilzbestandteilen sowie aus Inhaltsstoffen von Konsumprodukten. An diese Staubteilchen lagern sich Schadstoffe an, die sich in der Umgebungsluft befinden oder sich von den umgebenden Materialien der Möbel und sonstigen Gegenständen lösen. Häufig kommen Flammschutzmittel, Weichmacher, Schwermetalle oder Wirkstoffe von Insektenvernichtungsmitteln und Pflanzenschutzmitteln vor.

Die Belastung der Luft des Innenraums und des Hausstaubs mit Schadstoffen ist ein bedeutendes Problem, da die Staubteilchen leicht durch Schlucken oder Einatmen in unseren Körper gelangen können. Bei Verdacht auf bedenkliche Stoffe im Innenraum kann eine Hausstaubuntersuchung Klarheit verschaffen. In Österreich wird Hausstaub zum Beispiel von der IBO Innenraumanalytik und dem Umweltbundesamt untersucht.

Allergien durch Chemikalien

Am häufigsten sind allergische Reaktionen auf Duft- oder Konservierungsstoffe, mit denen wir auch über die Innenraumluft bzw. den Hausstaub in Kontakt kommen können.
Bis zu drei Prozent der Erwachsenen sind von Duftstoffallergien betroffen. Meist entstehen sie im Lauf der Zeit, oft nach jahrelangem Kontakt mit dem jeweiligen Duftstoff. Auch bei Kindern werden Duftstoffallergien immer verbreiteter. Das Beratungsgremium für die Kosmetik-Gesetzgebung der EU hat über achtzig einzelne Chemikalien identifiziert, die allergieauslösend wirken. Daher ist es wichtig, Duftstoffe möglichst zu vermeiden. Auf eine Beduftung von Räumen, auch mit natürlichen ätherischen Ölen, sollte insbesondere Allergiker, aber auch allgemein verzichtet und Kosmetika, Reinigungsmittel u.ä. Produkte mit einem möglichst geringem Anteil an Duftstoffen verwendet werden.
Bei Konservierungsstoffen sind die derzeit häufigsten Allergieauslöser die chemische Gruppe der Isothiazolinone. Sie können in einer Vielzahl von Produkten vorkommen, etwa in Reinigungsmitteln, aber auch Farben und Lacken. Der Gesetzgeber hat in jüngster Zeit auf diese Problematik reagiert und erlaubt in Kosmetika nur mehr sehr geringe Konzentrationen, ebenso gibt es strengere Regeln bei der Kennzeichnung bei Wandfarben, Reinigungsmitteln und ähnliche Chemikaliengemische. Daher ist zu erwarten, dass Isothiazolinone nicht mehr so häufig eingesetzt werden.

Formaldehyd

Diese Chemikalie wirkt bereits in geringen Konzentrationen schleimhautreizend, allergieauslösend und wurde im Juni 2014 als krebserregend eingestuft. Viele Holzwerkstoffe enthalten Formaldehyd als einen Bestandteil des Leims. Die Konzentrationen, die aus dem fertigen Produkt ausgasen dürfen, wurden in den letzten Jahrzehnten stark eingeschränkt. Weitere Quellen im Innenraum sind Altlasten, wie z.B. heute nicht mehr verwendete Dämmstoffe (Harnstoff Formaldehyd Ortsschäume).In Tabakrauch ist Formaldehyd in vergleichsweise großer Menge enthalten und selbst brennende Kerzen können eine Eintragsquelle für Formaldehyd in die Raumluft darstellen. Formaldehyd oder insbesondere sogenannte Formaldehydabspalter können auch als Konservierungsstoffe in Farben und Lacken oder Haushaltsreinigern vorkommen. Bei relativ neuen Gebäuden liegt die Formaldehydbelastung durch die Baumaterialien kaum mehr im problematischen Bereich, erhöhte Konzentrationen können noch in älteren Bauten oder bei einer großen Menge an älteren Möbeln auftreten.

Schimmel

Schimmelbefall gehört zu den häufigsten Innenraumproblemen. Schimmelpilze können Schäden an Materialien verursachen, die Sporen sind zudem allergen und zählen daher zu den Belastungen biologischen Ursprungs.
Die häufigsten gesundheitlichen Auswirkungen auf Menschen sind Schleimhaut- und Bindehautentzündungen, Schnupfen und allergisches Asthma.
Bei Schimmelbildung ist immer (zu) feuchte Luft im Spiel. Ursache für Schimmelbildung können falsches Lüftungsverhalten, hohe Feuchtebelastung durch Wäschetrocknung oder ungenügende Beheizung von Räumen sein, oder auch Baufehler. Am häufigsten tritt Schimmel an Wärmebrücken auf, also an Stellen, an denen die kalte Außentemperatur bis an die Innenwände durchdringen kann. An diesen kondensiert die Feuchtigkeit der Luft, wodurch ideale Bedingungen für Schimmelkulturen geschaffen werden.

Auch von außen können Schadstoffe in die Innenraumluft geraten – etwa Feinstaub oder radioaktives Radon in Gebieten, in denen es im Gestein enthalten ist. Hier können vor allem Bewohner von Gebäuden mit schlechter Abdichtung zum Erdreich betroffen sein.

Gut und tief durchatmen mit Umweltzeichen-Produkten

Produkte, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet sind, erfüllen strenge Vorschriften in Bezug auf problematische Chemikalien. Alle Produkte müssen ein Gutachten nach standardisierten Prüfverfahren vorweisen. Zum Beispiel kann man bei Bauprodukten anhand von Prüfkammermessungen kontrollieren, ob und welche Chemikalien in die Innenraumluft geraten. Dabei wird ein Bauteil oder Möbel für 28 Tage in eine Messkammer gestellt - Temperatur, Luftdruck, Feuchtigkeit und Luftwechsel sind vorgegeben. Die dampf- und gasförmigen Emissionen werden gemessen. Für die Zertifizierung mit dem Umweltzeichen gelten dabei strenge Grenzwerte.

Österreichisches UmweltzeichenEU Ecolabel

Das Österr. Umweltzeichen und das EU Ecolabel.

Auch bei Lacken, Wandfarben und Reinigungsmitteln wird besonders die gesundheitliche Auswirkung berücksichtigt. Beispielsweise gelten strenge Anforderungen an allergieauslösende Konservierungs- oder Duftstoffe.

Weiterführende Links

Für genauere Informationen zu verschiedenen Begriffen im Zusammenhang mit Chemikalien haben wir ein Chemie-Glossar zusammengestellt.

BMNT (2018): Wegweiser für eine gesunde Raumluft

Kurzinformationen zu Schadstoffen auf der Webseite des IBO Innenraumanalytik

BMLFUW (2006): Hausstaubfolder

Umweltbundesamt (2008): LUKI – LUft und KInder. Einfluss der Innenraumluft auf die Gesundheit von Kindern in Ganztagsschulen. Endbericht