Eine „Brücke“ zwischen Vergangenheit und Zukunft: Die Österreichische Nationalbibliothek
Museen, Archive und Bibliotheken verstehen sich als Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart – mit Ausblicken auf die Zukunft, für die sie wichtige Impulse geben. Um dieses Anliegen auch nach außen sichtbar zu machen, gibt es das Österreichische Umweltzeichen. Deshalb hat sich auch die Österreichische Nationalbibliothek in Wien um das staatliche Qualitätssiegel beworben.
Was Österreich war und ist.
Die Österreichische Nationalbibliothek (https://www.onb.ac.at/) ist die größte Bibliothek und der zentrale Gedächtnisspeicher der Republik. Acht Sammlungen des Hauses sind ebenfalls dem vielfältigen Kulturerbe Österreichs gewidmet (https://www.onb.ac.at/bibliothek/sammlungen). Gleichzeitig ist die Nationalbibliothek ein historisches Gebäude, das besichtigt werden kann (Stichwort „barocker Prunksaal“), aber auch fünf Museen beherbergt (https://www.onb.ac.at/museen). Nicht nur an die Architektur als Arbeitsplatz aber auch als Ort der Information, Bildung und Forschung zahlreicher BenutzerInnen werden daher die unterschiedlichsten Anforderungen gestellt.
Was Österreich sein wird.
Wir haben in der Österreichischen Nationalbibliothek mit Dr. Johanna Rachinger gesprochen. Sie ist die Generaldirektorin des Hauses und erklärt: „Mit dem Österreichischen Umweltzeichen möchte die Österreichische Nationalbibliothek ein sichtbares Zeichen für ihr Engagement für die Umwelt setzen.“ Die Österreichische Nationalbibliothek bewahrt die kulturelle Vergangenheit Österreichs, ist aber gleichzeitig ein zukunftsorientiertes Informations-, Bildungs- und Forschungszentrum. Sie versteht sich daher als „Brücke“ zwischen Vergangenheit und Zukunft – und will deshalb auch im Bereich Nachhaltigkeit Impulse geben. Und das Österreichische Umweltzeichen ist eine exzellente Möglichkeit, der Öffentlichkeit entsprechende Werte zu vermitteln.
Ökologische Nachhaltigkeit & engagierter Denkmalschutz.
Die Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen setzt auch ein „klimafites“ Museumsgebäude voraus. Aber wie kann das historische Gebäude, in dem die Österreichische Nationalbibliothek untergebracht ist, „klimafit“ gemacht werden? Johanna Rachinger antwortet: „Die größte Herausforderung im Hinblick auf ökologische Nachhaltigkeit besteht darin, dass die Österreichische Nationalbibliothek in der Wiener Hofburg angesiedelt ist. Die Hofburg steht unter Denkmalschutz. Eine Wärmedämmung der Außenfassade oder ein Tausch der Fenster ist aus diesen Gründen nicht wirtschaftlich möglich. Zudem liegen viele dieser Punkte im Verantwortungsbereich des Vermieters, der Burghauptmannschaft Österreich als Vertreterin der Republik.“
Jedoch wird im Haus selbst viel im Hinblick auf den Schutz des Klimas getan: So findet grundsätzlich „eine Absenkung der Heiztemperatur in der Nacht über die Gebäudeleittechnik statt. Eine generelle Absenkung der Heiztemperatur in allen Bereichen der Österreichischen Nationalbibliothek ist jedoch nicht möglich. Denn in Depots und Magazinen ist aufgrund restauratorischer Anforderungen eine konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit notwendig“, berichtet Johanna Rachinger. Und ergänzt: „Bewegungsmelder und Zeitschaltuhren zum effizienten Einsatz von Beleuchtungsanlagen sind teilweise in den WCs, im Bücherspeicher sowie in den Außenbereichen im Einsatz.“
Zu den Büchern barrierefrei.
Punkten kann die Österreichische Nationalbibliothek aber auch im Bereich „Zugänglichkeit“: „Ein Schwerpunkt des umfassenden Investitionsprogramms 2020 war die Verbesserung des barrierefreien Zugangs in den Kundenbereichen der Bibliothek. Die Investitionen betreffen einerseits bauliche Maßnahmen, um die Zugänge und Stiegenläufe im Innenbereich sowie Garderoben, Schließfächer und Servicedesks barrierefrei zu gestalten. Zudem wurden die Sanitäranlagen in den Benützungsbereichen behindertengerecht adaptiert und ausgestattet sowie um Wickeltische ergänzt.“
Mit dem Fahrrad zur Bibliothek.
Zudem sind prinzipiell alle Einrichtungen der Österreichischen Nationalbibliothek für BesucherInnen sowie MitarbeiterInnen gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Um die Anfahrt der MitarbeiterInnen mit dem eigenen Fahrrad attraktiver zu machen bzw. den Arbeitstag der „RadlerInnen“ angenehmer zu gestalten, wurden 2020 für sie Duschanlagen in der Nationalbibliothek eingebaut. „Diese Duschmöglichkeiten sollen MitarbeiterInnen dazu motivieren, ihren Weg zur Arbeit sportlich und emissionsfrei zu gestalten.“ Und sie können dann entsprechend „erfrischt“ sich den BesucherInnen widmen. Eine sehr gute Idee. Aber die Nationalbibliothek fördert die Anfahrt mit dem Fahrrad noch mehr: Es wird heuer erstmals einen Fahrrad-Check-Tag geben. „An diesem Tag werden die Fahrräder der MitarbeiterInnen kostenlos auf ihre Straßenverkehrstauglichkeit überprüft und einem kleinen Service unterzogen werden können“, freut sich Johanna Rachinger.
Qualitätsmerkmal.
Mit diesen Überlegungen und Maßnahmen beschäftigt sich die Österreichische Nationalbibliothek verstärkt mit der Welt um sie herum, also mit der „Umwelt“. Sie erfüllt dadurch einen ökologischen Bildungsauftrag und kann diesen mit dem Österreichischen Umweltzeichen deutlicher nach außen kommunizieren.
Es ist zu begrüßen, wenn weitere österreichische Museen dem Beispiel der größten Bibliothek des Landes folgen und sich auf den Weg machen, um das Österreichische Umweltzeichen als zusätzlichen Qualitätsausweis zu erwerben.
Autor: Dr. Helmuth Öhler
BILDNACHWEIS
2 Fotos zum Thema „Lesesäle mit Isolierglas“:
Hauptlesesaal, Heldenplatz, Neue Burg, 1010 Wien © Österreichische Nationalbibliothek/Pichler
Austriaca Lesesaal, Heldenplatz, Neue Burg, 1010 Wien © Österreichische Nationalbibliothek/Pichler
1 Foto zum Thema „konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit in den Depots“:
Bücherspeicher, Neue Burg, 1010 Wien © Österreichische Nationalbibliothek/Pichler
2 Fotos zum Thema „denkmalgeschützte Gebäude“:
Josefsplatz 1, 1010 Wien © Österreichische Nationalbibliothek/Pichler
Neue Burg, Heldenplatz, 1010 Wien © Österreichische Nationalbibliothek/Pichler © Österreichische Nationalbibliothek/Pichler