Klimaschutz beim Film
Von Hollywood Studios bis zum kleinen Werbefilmproduzenten ist der Klimaschutz im Film angekommen und wird auch beim Umweltzeichen berücksichtigt. Ein erster spezifischer CO2-Rechner für Film- und TV in Österreich kommt von der Lower Austrian Film Commission.
Mit einem beträchtlichen ökologischen Fußabdruck gehört die Film-und Medienwirtschaft zu den energieintensivsten Branchen, die Tendenz gilt als steigend. Eine von der Britischen Akademie der Film- und Fernsehkunst BAFTA/albert 2012 durchgeführte Studie in Großbritannien zeigt, dass allein die Film- und Fernsehproduktion in London für die Emission von 125.000 Tonnen CO₂ pro Jahr verantwortlich war. Das ist in etwa so viel, wie Flugzeuge während knapp 16.000 Hin- und Rückflügen zwischen Europa und Neuseeland ausstoßen.
Die Lower Austrian Film Commission – LAFC hat sich durch das EVERGREEN PRISMA – Digital Platform, Green Education and Network, ihrem innovativen und mittlerweile international ausgezeichneten Green Filming Service, als landesweites Kompetenzzentrum für Green Filming etabliert. So stellt die LAFC neben zahlreichen Instrumenten für die Praxis des nachhaltigen Filmschaffens seit 2020 auch einen speziell für die österreichische Filmproduktion und in Kooperation mit der Firma KlimAktiv und der MFG entwickelten CO₂-Rechner zur Verfügung. Indem bei dem Rechner Österreich-spezifische CO2-Werte und Berechnungsfaktoren hinterlegt wurden, können damit nun genaue und für die heimische Filmbranche repräsentative Daten erzielt werden.
Mit diesem kostenfreien, filmspezifischen CO₂-Rechner lässt sich der ökologische Fußabdruck jedes einzelnen Departments einer Film- und TV-Produktion berechnen. In der Planung werden die aktuellen CO₂-Emissionen erfasst, die u.a. durch Strom und Wärme, Mobilität und Hotelübernachtungen des Teams, Catering und Ausstattung verursacht werden. Alle Aktivitäten rund um die Produktion lassen sich in der Planungsphase als SOLL-Daten und nach Abschluss der Dreharbeiten als IST-Daten erfassen. Diese Daten können abschließend in einem Bericht zusammengefasst werden, der die Planungsdaten mit den tatsächlichen IST-Daten nach Fertigstellung der Produktion vergleicht. Durch die Eingabe der Verbrauchswerte in die entsprechenden Kategorien entsteht eine Übersicht über den CO₂-Verbrauch. Die Ergebnisse werden automatisch in Form von CO₂-Äquivalenten (CO₂ in t) ausgewiesen.
Die Berechnung der Schadstoffemissionen mittels CO₂-Rechner lässt die am stärksten klimarelevanten Bereiche des Filmprojektes, die sogenannten ›Hotspots‹, schnell erkennen. So können Einsparungspotentiale verortet sowie Handlungsstrategien für eine nachhaltig ausgerichtete Filmproduktion abgeleitet werden. Nach Herstellungsende wird eine Bilanz gezogen, die als Teil des bald verpflichtenden Abschlussberichtes für Filmförderinstitutionen Verwendung findet. Wie etwa für das Österreichische Filminstitut, dessen kürzlich um Green Filming erweiterten Richtlinien sich am Österreichischen Umweltzeichen für Green Producing in Film und Fernsehen, dem UZ 76, orientieren.
Auch wenn jede Produktion auf Grund ihrer Herstellungsweise individuell zu betrachten ist, kann in der Regel folgendes Ranking im Schadstoff-Ausstoß abgeleitet werden: 1. Mobilität - Unterbringung, Transporte und Transfers für Team und Technik, 2. Produktionsbüro - Strom, Klima, Geräte, Materialverbrauch, 3. Production Design - Materialien, 4. Postproduktion - Digitale Bearbeitung, Speichermethoden, 5. Energie am Set - Technik- und Licht-Equipment, 6. Catering, 7. Müll - Management und Entsorgung. „Die Sektoren Mobilität mit Unterbringung sowie Produktionsbüro sind die am intensivsten emittierenden Bereiche in der Filmherstellung und bieten das größte Einsparungspotenzial bei einer Umstellung auf Green Producing“, so Philip Gassmann, internationaler Green Filming Experte und enger Kooperationspartner der LAFC.
Damit CO2-Emissionen also überhaupt sichtbar gemacht und in Folge gezielt reduziert werden können, ermittelt man den gesamten Emissionswert einer Film- oder TV-Produktion. Die Berechnung einer CO₂-Bilanz und dessen Datenreport gilt mittlerweile als wesentlicher Baustein im unternehmerischen Klimaschutz, zunehmend auch in der europäischen Filmbranche.