Umweltzeichen konkret: Nachhaltige Kultureinrichtungen
Ursprünglich als Zertifizierung für Hotels konzipiert, hat sich die Richtlinie UZ 200 in den letzten Jahren auch der Kultur geöffnet. Nach Museen interessieren sich auch weitere Akteure dafür, ihre Anstrengungen im Bereich Nachhaltigkeit glaubwürdig zu zeigen. Besonders engagiert sind dabei Theaterhäuser und Kinos und so ist nun auch für sie die Auszeichnung ihrer nachhaltigen Ausrichtung möglich.
Besondere Herausforderung: Speisen und Getränke
Um alle Antragsteller gleich zu behandeln, müssen die Kernkriterien der Richtlinie in den Bereichen Management, Energie, Wasser/Abwasser, Reinigung und Lebensmittel natürlich auch für Theaterhäuser und Kinos gelten. Dabei ergeben sich aber besondere Herausforderungen, zum Beispiel in der Gastronomie. Diese unterscheidet sich doch wesentlich von herkömmlichen Caféhäusern oder Restaurants. In Theatern und Kinos müssen große Personengruppen in kurzer Zeit versorgt werden und auch das Angebot ist meistens nicht mit herkömmlichen Gastronomiebetrieben vergleichbar. Daher müssen andere Ansprüche gestellt werden. Maßnahmen zur Abfallvermeidung durch Mehrweggeschirr oder -getränkegebinde können aber auch in Theatern und Kinos umgesetzt werden oder Besucher:innen regionale oder biologische Produkte angeboten werden.
Neue Themen - neue Fragen
Natürlich gibt es auch neue Themen, um den speziellen Anforderungen von Theatern und Kinos gerecht zu werden. Wie kann zum Beispiel mit Bühnenbild, und Requisiten, Kostüm und Maske bis hin zu Spezialeffekten umweltfreundlich umgegangen werden? Nicht alles muss neu beschafft werden. Produkte und Materialien können - neben dem eigenen Fundus - auch von Re-Use Netzwerken oder regionalen Verleih-Betrieben bezogen werden. Ebenso möglich ist der Kauf in Second-hand-shops, auf Flohmärkten oder bei Webportalen. Umgekehrt kann ein Theater seine Materialien auch wieder verkaufen oder spenden oder mit anderen Spielbetrieben austauschen. Bei Kinos können zum Beispiel 3D Brillen als Mehrwegware verwendet werden.
Fragen wirft auch das Thema Mobilität auf. Auch im ländlichen Bereich wäre es wichtig, die Kultureinrichtung ohne eigenes Auto erreichen zu können. Hier sind alternative Mobilitätskonzepte bis hin zur Fahrplanabstimmung mit dem ÖPNV gefragt
Für eine Auszeichnung mit dem Umweltzeichen müssen auch alle Mitarbeiter:innen eines Unternehmens eingebunden werden, in Theatern und Kinos natürlich nicht nur jene aus kaufmännischen oder technischen Bereichen, sondern auch Personen aus dem Kunst- und Kulturbetrieb. So wird eine neue, innovative und kreative Zielgruppe ihre Sichtweise einbringen können.
Interessent:innen stehen schon in den Startlöchern
Im Juni wurden die Kriterienvorschläge für Theater und Kinos dem Umweltzeichenbeirat zum Beschluss vorgelegt, der diese auch bestätigte. So konnte die Richtlinie mit 1.7.2022 in Kraft treten. Die ersten Interessent:innen können nun mit der Umsetzung starten.
Einige stehen bereits in den Startlöchern, so zum Beispiel das Salzburger Landestheater: Dieses beschäftigt sich schon seit eineinhalb Jahren mit der Idee einer Zertifizierung. Dazu wurden zunächst die Anforderungen für „Tagungs- und Eventlokalitäten“ als Rahmen herangezogen und passende Aspekte umgesetzt. Die speziellen Maßnahmen, die den Theaterbetrieb betreffen, sind auch bereits in Angriff genommen worden, damit möglichst rasch das Umweltzeichen erworben werden kann.