© Oliver Topf/ART for ART

Umweltfreundliche Kostüme im Theater – Ein Blick hinter die Kulissen

Die Klimakrise hat, als drängendes Thema unserer Zeit, schon lange Einzug auf die Bühnen gefunden und steht in zeitgenössischen Theaterstücken seit Jahren verstärkt im Rampenlicht. Als Orte kultureller Bildung bieten Theaterhäuser Raum, um Menschen für gesellschaftliche Themen und Herausforderungen zu sensibilisieren und nachhaltiges Handeln und Denken anzuregen. Jedoch ist es nicht genug sich lediglich inhaltlich der Thematik zu widmen.

Der Blick hinter die Kulissen zeigt, dass künstlerische Inszenierungen oft mit großem Ressourceneinsatz verbunden sind. Immer mehr Kulturinstitutionen sind daher auch hinter dem Vorhang bemüht nachhaltig zu arbeiten und umweltfreundlichere Praktiken in den Betrieb zu integrieren. Seit 2022 können sich nachhaltige Theaterbetriebe bei Erfüllung bestimmter Kriterien mit der Umweltzeichenrichtlinie UZ 209 für Sprech- und Musiktheater zertifizieren lassen. Der umfassende Maßnahmenkatalog enthält auch Kriterien für die Bereiche Kostüm und Maske. Die ökologische Nachhaltigkeit stellt besonders auch im Hinblick auf das Kostümbild und dem damit verbundenen Materialverbrauch eine Herausforderung dar. Wie kann die Umsetzung künstlerischer Visionen unter Berücksichtigung klimabezogener Gesichtspunkte gelingen?

Nachhaltige Beschaffung

Viele der Materialien, die üblicherweise für Kostüme und Perücken verwendet werden, sind besonders schädlich für die Umwelt. Die Beschaffung und Herstellung von Kostümen lässt sich nachhaltiger gestalten indem bei den verwendeten Materialien auf Umweltfreundlichkeit geachtet wird. Bei Neuanschaffung sind recycelte Materialien und umweltverträgliche Naturfasern gegenüber konventionellen Textilien vorzuziehen. Ökologisch zertifizierte Stoffe, die mit natürlichen Farbstoffen gefärbt sind, haben geringere Umweltauswirkungen als handelsübliche Fast-Fashion Produkte. Um chemische Reinigung zu vermeiden ist der Gebrauch von maschinenwaschbaren Stoffen von Vorteil.

Second-Hand

Eine weitere nachhaltige Alternative zur Neuanschaffung ist das Kaufen und Verwenden von Second-Hand Artikeln. Diese sind meist deutlich günstiger als Neuware. Die Beschaffung von Waren aus zweiter Hand ist oft mit einem höheren Zeitaufwand verbunden. Es empfiehlt sich hierbei die Kostümabteilungen frühzeitig einzubeziehen, um die nötige Zeit für nachhaltige Bereitstellung von Kostümen einzuräumen. Negative Umweltauswirkungen können auf diese Weise fast gänzlich vermieden werden. Es bietet sich außerdem an eigene Kostüme, die nicht mehr benötigt werden am Second-Hand Markt anzubieten und zu verkaufen.

Vorhang auf für Kreislaufwirtschaft

Lineares Wirtschaften belastet die Umwelt sowie das Klima und sollte daher auch in Kulturbetrieben der Vergangenheit angehören. Prinzipiell gilt es, den Einsatz von Materialien wo möglich zu vermeiden und zu reduzieren. Die Wiederverwendung von Kostümen ist einer Neuanschaffung stets vorzuziehen. Hierfür werden Räumlichkeiten benötigt, in denen gesammelt wird was im Theater anfällt. Eine sorgfältige Verwaltung dieser Räumlichkeiten ist notwendig, um zu jeder Zeit einen Überblick über den gesamten Fundus zu ermöglichen. Ist ein hauseigener Fundus aus Platzgründen nicht möglich bietet es sich an Artikel aus einem Theaterfundus temporär zu leihen. Leihen ist immer günstiger als kaufen.

© Oliver Topf/ART for ART

An dieser Stelle ist die ART for ART Theaterservice GmbH zu nennen, welche ein Tochterunternehmen der Österreichischen Bundestheater (dazu gehören Staatsoper, Volksoper, Burg- und Akademietheater) ist. Als Servicegesellschaft betreibt die ART for Art GmbH an insgesamt vier Standorten in Wien und Niederösterreich neben den Kostüm- und Dekorationswerkstätten und den Kulissenlagern auch einen Kostümfundus. Die Leistungen werden zudem nicht nur den Bühnengesellschaften der Österreichischen Bundestheater, sondern auch an externe Partner weltweit angeboten.

Fazit

Angesichts der Klimakrise ist die Theaterbranche gefordert veraltete Strukturen und Prozesse neu zu denken, um Stücke nachhaltiger und ökologischer zu produzieren. Künstlerische Freiheit und Nachhaltigkeit schließen einander nicht aus. Vielmehr kann das Thema Nachhaltigkeit die Kreativität in der Branche durch neue Impulse beflügeln.